Es gibt ihn - den Anschlußthread für 'Ein Kessel Buntes' aus dem verpufften Forum!

Dort hatte ich es mir über mehrere Jahre hinweg zur Angewohnheit gemacht alljährlich einen kleinen Goldfischreport festzuhalten. Zum Schluß war das leider etwas eingeschlafen. Nun habe ich wieder Lust dran bekommen, die Kamera entstaubt und mir den ersten Goldfisch vorgeknöpft. Anhand allerhand brauchbarer Bilder ist die Wahl auf meine charmante Willow gefallen.

Willow

Willow ist ein noch recht junger Fisch und ich habe sie auch noch gar nicht so lange. Sie ist ein fast weißer Butterfly, pummelig, ordentliche Glotzkorken, Traumflossen und ansonsten munter und unkompliziert.
Im März 2018 habe ich sie als Winzling in Holland bei Dino Yan gekauft.
Optisch und charakterlich scheint sie wie ein liebliches Blümchen; die hellen Farben, der freundliche, niedliche Blick, die fluffigen Flossen... sie ist immer am Geschehen um das Aquarium interessiert, dabei nie aufdringlich und ungestüm. Abends sucht sie stets die gleiche Ecke im Aquarium für den Schönheitsschlaf auf. Nur, wenn sie in den Ecken zwischen Pflanzen und Steinen Futter wähnt - da wird auch gerne geschubst und geschlürft, bis im Maul landet, was sie begehrte. Und wie ich beim Fotografieren feststellte: Rechts ist ihre Schokoladenseite. Und: Vor der Kamera wird sie zum Vamp! Sie schwurbelt und schwebt mit ihren Walla-Flossen hin und her, rauf und runter. Zieht mal einen Schmollmund, mal klimpert sie geradezu mit ihren imaginären Wimpern... na gut, sie trägt auf jeden Fall stolz Lippenstift und Lidschatten zur Schau Dann kommt sie freudig auf mich zugeschwebt, flattert mit den Flossen, dreht sich, schaut keck über die Caudale zurück. Was ne Frau!
So hatte ich sie noch nie gesehen. Tja, man darf gespannt sein, wie sie sich weiter entwickelt. Dafür, dass sie erst 9 Monate bei mir ist und ich vermute, dass sie aktuell maximal 1,5Jahre jung ist, dürfte da ja noch was gehen.

Bilder am Tag des Kaufs; 04.03.2018






Bilder vom 13.01.2019

Hallo Andreas,

deine Erfahrungen mit Teleskopen erstaunen mich sehr und dass sie dir ganz Allgemein als Sensibelchen erscheinen, bedauere ich. Wie kommt es dazu?

Seit Anfang 2013 pflege ich viele verschiedene Goldfisch-Individuen mit Teleskopaugen; Ranchu, Oranda, Kometen, Hochzuchten wie Butterfly und Demekin, wie auch "Billigfische" aus Zoohandlung, Baumarkt oder von privat.
Im Lauf der nächsten Tage werde ich euch hier ganz viele meiner Fische einzeln vorstellen und das sind bei den "Indoorfischen" bis auf eine Ausnahme alles Teleskopen. Derzeit sind's fast 20 Glubschis an der Zahl. Dazu schreibe ich, was mir zu jedem Fisch einfällt; positives wie negatives. Wer mich noch aus dem anderen Forum kennt weiß, dass ich nicht beschönige, wenn eben etwas nicht schön ist. So ganz grundsätzlich kann ich schon mal vorwegnehmen: Die veränderte Augenform kann bei jeder Zuchtform vorkommen, so wie theoretisch auch jede Farbe oder Flossenform bei jeder Goldfischzuchtform vorkommen kann. Ich bin ein großer Freund davon jeden Fisch individuell zu bewerten. 'Die Teleskopaugen' gibt es aus meiner Sicht nicht. Wie bunt und vielfältig die Tiere aussehen, die alle das Merkmal 'dicke Augen' gemeinsam haben, kann man in Lauf der nächsten Zeit hier dann erleben.

Hallo fancygoldi,

danke für das Teilen deiner Erfahrung.
Ich habe ja abseits der offentlichen Kanäle einige Kontakte zu anderen Goldfisch-Junkies und da haben wir auch schonmal über die Zooladen-Black Moor von vor 30-15 Jahren uns unterhalten. Da kam so ein Eindruck von "früher war alles besser". In dem Sinne, dass einige den Verdacht haben, dass die Tiere früher robuster schienen.
Wer weiß? Ich stelle mir es sehr schwer vor dem wirklich auf den Grund zu gehen. Gleichzeitig bedauere ich es immer, wenn jemandem ein Fisch krank wird oder eingeht. Egal welche Zuchtform. Dass Oranda, Ranchu und Co auch dahin siechen habe ich nun auch schon oft mitbekommen; egal ob Importtier aus Fernost oder DNZ eines Hobbyisten. Wobei ich ausdrücklicher Fan der Fische von Hobby-Züchtern bin. Tiere, denen der Import erspart bleibt. Un dich bin auch kein Freund der Extreme. Ich stelle mir mittlerweile die Goldfische wie ein "Baukastensystem" vor. Da haben wir das Grundmodell Silbergiebel/Hibuna/Goldfisch. Und dann kann man da nach den "features" schauen, wie gestauchter Körper, Teleskopaugen, Himmelsguckeraugen, Blasenaugen, Pompom, Wen auf dem Kopf, Wen Ganzkopf, keine Dorsale, Einfache Schwanzflosse oder doppelte Schwanzflosse und dann in Form x oder Form y oder z. Seit einiger Zeit tauchen dann auch Batikscales auf; besonders bei Ranchu, aber inzwischen habe ich auch Bilder erster Oranda gesehen. Nunja; diese und noch mehr Sondermerkmale gibt es natürlich in allen möglichen Abstufungen und dabei habe ich auch meine persönlichen Favoriten. Und auch, wenn ich einige Fettis habe, so ist mein Ideal doch ein möglichst gestreckter bis leicht gestauchter Körper, keine bis moderate Teleskopaugen mit gesunder Pupillenöffnung* und natürlich gesundem Augeninnenleben. Dazu die Augäpfel ein wenig nach vorne gedreht; nur ganz leicht. Ich stelle noch einen Fisch vor, er war einer meiner Lieblinge. Ihn habe ich in einem Zoolanden entdeckt mit perfektem Gesicht. Leider ist er diesen Sommer gestorben.
Dann sind für mich noch Farbe/Zeichnung interessant und die Flossen sollten schon schleiern, sehr gerne spitze und zipfelige Fantails, und lang sein, aber ohne den Eindruck von Ballast zu vermitteln. Ein Fisch soll schwimmen. Ob eine oder doppelte Flosse ist mir recht egal. Auch da wird noch eine gaaaaanz aparte junge Fischin hier vorgestellt.

Nun aber erstmal weiter mit der Vorstellungen und Billanz meiner Goldstücke.

Als nächstes kommt noch so ein Liebling:

Nessi

Nessi habe ich am 11.Oktober 2016 spontan in einem Zoogeschäft in Arnsberg gekauft.
Das war eine etwas schwerere Entscheidungegeburt, da es um ihn augenscheinlich nicht gut bestellt war. Er saß mit einigen anderen großen orangen und schwarzen Teleskopen in einem dieser kleinen, würfeligen Verkaufsbecken. Dort stand er pendelnd in einer Ecke oben und nahm am üblichen, aufgeregten Gewusel der anderen Fische schon nicht mehr teil. Bilder seiner Entwicklung sieht man ja hier.
Mitgenommen habe ich ihn übrigens, weil er einen etwas schlankeren Körperbau zu hatte und tolle Fantails. Auch, wenn er nicht gut aufgestellt war und auch schon der Knubbel ab Rücken zu sehen war, so entschied ich nach einigen Umrundungen der Wasserpflanzenbecken, dass ich mit ihm eine gründliche Quarantäne machen würde. Ich weiß heute noch, dass ich für ihn 8€ bezahlt habe und entweder ich nehme ihn nicht und ärgere mich, dass er bei wem anders das Becken verschönert (der das vielleicht gar nicht zu schätzen weiß) und ich auch nicht weiß was aus ihm wird. Oder ich nehme ihn selbst, tue mein Bestes ihn wieder auf die Flossen zu bekommen und habe dann Freude an dem Schönling oder ich schaffe es nicht, weiß was aus ihm geworden wär und das waren mir diese 8€ definitiv wert. Zack, Entscheidung gefallen. Und sie war genau richtig. Ich liebe den Kerl. Mit dem Standart aus Asien kann ich auch nicht unbedingt was anfangen. Ich habe meinen eigenen. Und, da Andreas die splissigen Flossen erwähnte - er ist der Einzige bei mir, der sowas hat. Und da ich zipfelige, spitze, tief eingekerbte Fantails am liebsten mag, finde ich es bei ihm total schick. Er hat sowas Flammendes.

So, und hier kommt Nessi, mein kleines Lieblingsungeheuer,



Sommerfrische 2017
Dieser Fisch ist im Aquarium (Sideview (SV)) wie auch im Hochteich (Topview(TV)) eine Zier.



Nessi heute. Irgendwie ist auch seine rechte Körperseite die von ihm bevorzugte Fotoseite.

Jabberwocky

Und da kommt gleich der Nächste. Ein Teleskop-Oranda.
Falls sich jemand über den Namen wundert - Der Jabberwocky ist eine Erfindung von Lewis Carroll. Es gibt über ihn ein Unsinns-Gedicht, das von verschiedenen Bands auch zu Liedern weiter gearbeitet wurde. Wenn es interessiert, einfach mal guurgeln.

Jabber bekam ich erst 2017 von einem lieben bekannten aus München. Der hatte ihn zufällig in einem Dehner dort entdeckt und ihn mir mitgebracht.
Lange Zeit dachte ich, es handele sich um ein Weibchen. Doch inzwischen ist er unübersehbar ein Er.
Jabber wächst und gedeiht mir fast zu gut. Ich finde ihn als baby sehr niedlich. Ich mag es, wenn Wenträger nicht zu viel davon haben, so dass ihre Gesichter eher an Vögel als an Bulldoggen erinnern. Bei ihm hat das süße Kindergesicht sich nun wohl doch endgültig verwachsen. Flossen, Körperform, alles prima. Die Freude trübt inzwischen das rechte Auge etwas, da dieses so im November 2018 eine Phase hatte, in der es stärker gewachsen ist. Gleichzeitig hockte er viel am Boden. Ausser, wenn es Futter gab. Im Moment hat das Wachstum wieder gestoppt, er schwimmt auch wieder mehr und ich hoffe so bleibt es nun möglichst lange auch. *klopf auf holz*
Seine Entwicklung erinnert mich inzwischen etwas an ein anderes Teleskop-Oranda Männchen, den Nepomuk. Der war als kleiner Red Cap Oranda auch furchtbar niedlich und ist dann so in die Länge geschossen, dass er plötzlich Koordinationsprobleme bekam. Daran fühlte ich mich nun erinnert und es drängten sich Überlegungen auf, ob es einfach zu viel Veränderungen am "Urfisch Silbergiebel" sind und damit die Wahrscheinlichkeit, dass die neuen Pfade, die die Gene da nehmen,auch schnell mal in einer Sackgasse enden, so dass der sich im Aufbau befindliche Gesamtorganismus irgendwann ein Fehler unterläuft. Zu dem Thema kommt später auch noch mehr.
Ansonsten ein munterer Fisch mit abgerundeten Fantailflossen. Die sind nicht zu klein und auch nicht zu groß. Er kann gut schwimmen und hat den Sommer mit meinen Teich-Varietäten in einem 2000 Liter Hochteich verbracht. Er ist sehr verfressen und so war die Zähmung ein Leichtes. Ausserdem ein Gewohnheitstier. Mich und Besucher hat er sehr damit erfreut, wenn man an den Hochteich tritt oder nun ans Aquarium und er fröhlich schnabbelnd angeschwommen kommt.

August 2017 bei der Ankunft





Vier Monate später, am 19.Dezember 2017






Jabberwocky heute, Januar 2019







Auf diesem und dem nächsten Foto sieht man recht gut das "
Popeye"

Hallo Noir,

vielen Dank für deine ausführlichen Geschichten über deine Fische und die tollen Fotos. Ich freue mich schon auf die nächsten.

Hallo ihr Lieben,

das Offline-Leben hat mich momentan fest im Griff, habe euch und diesen Thread aber nicht vergessen. Es wird asap weitergehen.

"Wow" danke für die Bilder. Ich hätte nicht gedacht das die sich soo entwickeln. Ich hab was das angeht null Erfahrung oO(fix was ärgere ich mich gerade, hab voriges Jahr einen grau silbernen nicht genommen weil er so
"mickrig" aussah. fix fix nochmal ..)
super Fotos und total lehrreich
l.g.
Laly

Hallo Noir,
(Dieser Thread ist schon etwas älter, aber sehr lesenswert und darum schiebe ich ihn mal hoch ... vielleicht meldest du dich ja auch mal wieder, wäre toll!)

Mit großem Interesse und Freude habe ich mir diesen Fred durchgelesen und die vielen, extrem guten Bilder betrachtet. Du bist nicht nur eine Künstlerin "an den Nadeln", sondern auch mit der Kamera. Wirklich beeindruckende Bilder - vielen Dank dafür.
Sehr spannend fand ich deine Bemerkungen und Beobachtungen bezüglich der leider offensichtlichen gesundheitlichen Schwächen der heutigen Hochzucht-Goldis. Leider mache ich ja ähnliche Beobachtungen. Selbst die DNZ-Fische werden manchmal nicht mehr alt ... Ken Fisher erwähnt in diesem Video ähnliches: https://www.youtube.com/watch?v=Wko6hLTbaJY

Ich denke, es benötigt Generationen von DNZ - Goldis, um die ihnen "innewohnenden" Probleme wieder auszugleichen und dadurch auf Dauer gesündere und langlebigere Hochzuchten zu erhalten. Ähnliches sieht man ja auch in der Rassehundezucht (und bestimmt nicht nur dort). Manch Züchter besinnt sich und versucht "zurück zu den Wurzeln" zu kommen: siehe Mops, Bulldogge und Schäferhund, um nur wenige Beispiele zu nennen.

Die Dicken sind es wert, denn kaum ein Fisch hat so deutlichen Haustier-Charakter, wie der Goldfisch. Ein munterer, gesunder Hochzucht-Goldi mit moderaten Rassemerkmalen kann einfach nur begeistern.