Hallo zusammen,
heute habe ich Jorinde und Aladin in die Fischklinik gebracht, die seit einigen Monaten nicht mehr in der Stadtmitte von München liegt sondern nach Oberschleißheim ausgelagert wurde.
Es war ein wenig niederschmetternd.

Zuerst ist mir auch noch ein sehr blödes Malheur passiert. Ich hatte Aladin in eine Kühltasche und und Jorinde in eine Plastikbox gepackt und wollte mit dem Fahrrad zur U-Bahnstation fahren. Das Konstrukt hat trotz Expander aber nicht gehalten und die Transportbox mit Jorinde flog in hohem Bogen auf die Straße. Zum Glück blieb sie in der Box, anscheinend vollkommen unversehrt, aber das Wasser war futsch. Jorinde musste zu Aladin in die Kühltasche und ich bin schnell wieder nach Hause geradelt und dann doch mit dem Auto gefahren.

In der Klinik wurden wir von einer sehr netten Ärztin und einem Rudel Tiermedizinstudenten in Empfang genommen, die Dank meiner Fische wieder etwas Neues gelernt haben.

Jorinde wurde abgetastet und mit Ultraschall untersucht. Sie hat keinen Laichstau sondern leidet an PKD, d.h.: Polycystic Kidney Disease. Sie hat also Cysten an der Niere, die Niere ist stark vergrößert und Wasser sammelt sich im Bauchraum. Die Krankheit kommt bei Goldfischzuchtformen häufig vor. Vor Jahren starb ja auch unser Minki daran. Ausgelöst wird die Krankheit durch einen Einzeller namens Hoferellus carassii. Sie ist nicht heilbar. Langfristig sterben die Fische an Nierenversagen. Vermutlich sind alle Fische in meinem Becken von diesem Einzeller befallen, aber oft kapseln die Fische die Erreger ein und nur ab und zu wird es einen dahinraffen. Seit dem letzten Fall bei uns sind ja auch schon einige Jahre vergangen.
Jorinde wurde punktiert, aber nur um die Flüssigkeit zu untersuchen. Man kann gar nichts für sie tun, außer immer mal wieder, wenn sie besonders aufgequollen wirkt, ein Intensivsalzbad machen. Wenn die Niere gar nicht mehr arbeitet und sie dann nicht mehr schwimmen und nicht mehr fressen kann, sollte sie eingeschläfert werden.

Aladin. Tja, sein Tumor ist so groß geworden, dass er dauernd am Auge schabte, weshalb das Auge schon ganz eingetrübt war. Die Ärztin meint, das sei sehr schmerzhaft für ihn. Wegoperieren geht nicht, man müsste das ganze Auge und Teile des Mauls entfernen und würde vielleicht trotzdem nicht alles erwischen. Außerdem stellte sie durch Abtasten fest, dass er noch einen weiteren Tumor im Köper hat, der von außen kaum zu sehen ist. Seine eine Körperseite ist etwas dicker als die andere. Aus "Tierschutzgründen" sei es vertretbar, ihn sofort zu "euthanasieren". (Schüttel, was für eine Ausdrucksweise...) Man könne ihn auch jetzt narkotisieren und den äußeren Teil des Tumors wegoperieren. Das würde seine Lebensqualität verbessern und er könnte noch eine Weile weiterleben, bis der Tumor wieder nachgewachsen sei.

Die Entscheidung fiel mir wirklich schwer. Aladin wirkte ja überhaupt nicht krank. Aber ihm so eine OP zumuten, die vielleicht nur kurze Zeit Erleichterung bringt? Ich hab mich dann trotzdem für die OP entschieden. Aladin muss jetzt eine Woche in einem Quarantänebecken schwimmen. Jeden Tag muss 50 %Wasser gewechselt werden und Antibiotikum hineingegeben werden. Außerdem muss sein Auge täglich mit einer Augensalbe bestrichen werden.
Dummerweise bin ich nur noch einige Tage hier und meiner Fischsitterin mochte ich so eine komplizierte Behandlung nicht aufhalsen, da sie selbst keine Fische hat. Zum Glück hat sich Rainer bereit erklärt, den Fisch während meiner Abwesenheit zu pflegen. Ich bin ihm sehr sehr dankbar dafür!!!!

Den pflaumengroßen Tumor zeigten sie mir danach noch einmal (uägh!) und wollten ihn gegen ein Entgelt von weiteren 60 € im Labor untersuchen. Aber so brennend hat es mich dann doch nicht interessiert um was für einen Krebs genau es sich handelt. (Außerdem untersuchen sie den Tumor sowieso, wie die Ärztin zugab, als ich nachfragte...)

Jetzt schwimmt Jorinde, die Tapfere, schon wieder ganz fidel bei den anderen, als sei gar nichts gewesen.
Aladin, der noch unter Schmerzmitteln steht, hockt benommen in seinem Quarantänebecken. Und das Ergebnis ist ja eigentlich: beide sind unheilbar krank und ich kann nur noch zusehen, dass es ihnen so lange wie möglich noch einigermaßen gut geht. Seufz!

Viele Grüße,
Susanne

Hallo Susanne,

tausend Dank für den detaillierten Bericht,die Fische scheinen dort in guten Händen und alles Gesagte scheint plausibel und nachvollziehbar.
Das Ergebnis selbst ist leider nicht so toll,immerhin,jetzt hat man Gewissheit und weiss letztendlich wie zu verfahren ist,spart dem Fisch unnötige Doktoreien wenn es rapide bergab geht.
Ach schade,ich wünsche euch gern einmal einen gänzlich sorgenfreien Goldfischbestand ohne Q-Becken und Krankenaquarien und Goldfischaltersheime.Allerdings stehen dann sich nach wenigen Tagen die Männer vom Wasserwerk vor der Tür und fragen ob die Zulaufleitung verstopft ist weil der Wasserverbrauch so dramatisch eingebrochen ist.

Wenn sie Weihnachten noch leben ist es dann das Gegengeschenk für die ganzen Mühen.

Nochmal danke für den detaillierten Bericht und die Mühen.
Und wer weiss,vielleicht hat irgendein gelangweilter Jugendlicher noch gefilmt wie Jorinde am Strassenverkehr teilgenommen hat.
Ich guck mal bei Youtube nach Videos wie "Voll krass nerwösen Frau wegen Kühlboks auf Strasse lustig ey" oder so..

Grüsse aus Dortmund

Hallo nochmal,
ein kurzer Zwischenbericht:
Jorinde scheint es ziemlich gut zu gehen, sie zeigt keinerlei Nachwirkungen der stressigen Reise und der sicher ebenso stressigen Untersuchung, schwimmt und frisst ganz normal.
Aladin hockte heute morgen ganz apathisch herum und wollte nicht fressen. Aber als ich heute abend nach Hause kam, schwamm er und hat doch ein wenig gefressen. Das Auftragen der Augensalbe hat er widerstandlos über sich ergehen lassen, hat nicht einmal gezuckt. Aber seine ganze Schleimhaut löst sich in Fetzen ab. Ich hoffe, das Medikament ist nicht zu stark dosiert?
Ohne den hässlichen klumpen im Gesicht sieht er ganz anders aus, von weitem wirkt er viel jünger. Aber die "Schnittstelle" sieht übel aus und sondert weißliche Fetzen ab. Ojeoje, der Arme!
Ich werde mal ein Foto machen, wenn es ihm noch etwas besser geht. ich mag ihn jetzt nicht noch zusätzlich stressen.
Danke für den Futtertipp, Melanie. Ich muss mal die Inhaltstoffe aller meiner Futtersorten studieren.

@ Andreas:
Andreas schrieb:

Zitat

---

Und wer weiss,vielleicht hat irgendein gelangweilter Jugendlicher noch gefilmt wie Jorinde am Strassenverkehr teilgenommen hat.
Ich guck mal bei Youtube nach Videos wie "Voll krass nerwösen Frau wegen Kühlboks auf Strasse lustig ey" oder so..

---

Also, wenn ich den erwischt hätte, hätte er was erleben können:


Viele Grüße,
Susanne

Hallo nochmal,
so, dank Nicolas kann ich nun endlich Bilder vom operierten Aladin einstellen.
Da, wo der Riesentumor saß, sieht man einen weißen Fleck. Außerdem eine gerötete Stelle mit 3 weißen Punkten. Ich hoffe, dass da nicht noch ein Entzündungsherd lauert, denn das Antibiotikum ist aufgebraucht:



Das ganze ehrwürdige Aladingesicht ist von Verwachsungen gezeichnet, die die Tierärztin natürlich nicht entfernen konnte, sonst hätte Aladin gar kein Gesicht mehr gehabt:



Der Blick von oben zeigt die Stelle, an der die Tierärztin einen weiteren Tumor ertasten konnte (mit dem weißen Pfeil gekennzeichnet):



Dem Patienten geht es aber wirklich wieder gut. Aladin ist wieder der Chef im Becken und bettelt, als ob er am Verhungern wäre.
An dieser Stelle noch einmal ganz herzlichen Dank, lieber Rainer, dass du spontan als Pfleger eingesprungen bist, während ich nicht da war! Aladin hat sich prächtig erholt bei dir!


Noch eine gute Nachricht:
Mieselinchens Schuppensträube ist nach 7 Tagen Bactotabs und 10 Tagen Furanol 2-Behandlung endlich verschwunden. Das war ein langer Kampf. Aber sie war die ganze Zeit sehr agil. Über die nächsten Tage werde ich den Salzgehalt absenken, dann kann sie Mitte nächster Woche wieder zu ihren Kumpels zurück.

Viele Grüße,
Susanne

Hallo Susanne,

freut mich für euch,dann hat sich der Aufwand doch sehr gelohnt,meist gehen solche Geschichten leider nicht gut aus.
Das Gesicht von Aladin,sehr altehrwürdig,so zerknautscht.Nur schade um die tickende Zeitbombe mit dem 2.Tumor,vielleicht kapselt es sich ja ein und gibt Ruhe.Jetzt heisst es wohl erstmal durchatmen,auch mit der Schuppensträube von Mieselinchen.
Zweimal Erfolg,tut mal gut

Gruss aus Mittenwald

Hallo Susanne,

ach das freut mich aber, dass es gleich zwei so positive Nachrichten gibt. Wäre auch zu schade gewesen einen von Beiden zu verlieren. Ich hoffe ihr habt noch lange Freude an ihnen.

LG
Carola