Hallo Norbert,
das ist ein Thema, das mich auch sehr interessiert und fasziniert, obwohl ich nicht selbst züchten mag. Bernhard Teichfischer erklärt in seinem Buch "Goldfische in aller Welt", ganz anschaulich, wie das mit Inzucht-Methode und Linienzucht funktioniert. Das ist vielleicht ganz hilfreich, besonders wenn die Ausgangstiere nicht reinerbig sind. Leider erläutert er ansonsten nur am Beispiel Teleskopaugen die mendelschen Gesetze, über die Vererbung anderer Merkmale findet man bei ihm nichts.

Ein bisschen mehr findet man im englischsprachigen Goldfish Guide von Dr. Yoshiichi Matsui und Dr. Herbert Axelrod. Matsui gehört wohl auch zu den Standardwerken der Goldfischliteratur, ist aber auch schon recht alt (1991).

Über Fische mit fehlender Rückenflosse schreibt er: Bei der Zucht von rückenflossenlosen Fischen wird jeder Jungdfisch mit Flossenrelikten "verworfen", d.h. dass ein Lionhead oder ein Ranchu normalerweise von vielen Generationen rückenflossenloser Vorfahren abstammt. Dennoch sei es unmöglich, eine Linie zu züchten, in der Nachkommen mit Rückenflossen oder Relikten nicht mehr vorkämen. Man muss einfach immer weiter mit den besten elternfischen arbeitren und hoffen, eine "vernünftige Menge" an nachwuchsfischen zu erzielen, dienen die Rückenflosse komplett fehlt.

Über die Schwanzflossenlänge und Form heißt es: "Wenn man langschwänzige Fische mit kurzschwänzigen kreuzt, wird die F1 Generation eine mittlere Flossenlänge haben, in der F2 Generation wird es Fische mit langer Schwanzflosse, mit kurzer Schwanzflosse und mit mittlerer Schwanzflosse geben." Aber selbst wenn man immer nur langflossige Elternfische verpaare, müsse man selektieren, da es immer die Tendenz gebe, zur Wildform zurück zu mutieren, d.h. es gibt immer Nachkommen mit einer einfachen, kurzen Schwanzflosse.

Bei den Schuppen ist es, nach Matsui, so, dass weder Glanzschuppen noch transparente Schuppen dominant vererbt werden. Kreuzt man also einen Caliko mit einem Glanzschupper, haben die Nachkommen transparente und Glanzschuppen. Tatsächlich haben die meisten Calikos, die man findet, auch einzelne Glanzschuppen, was zeigt, dass sie nicht reinerbig sind. Fische oganz ohne Glanzschuppen findet man kaum im Handel, da sie wenig Farbintensivität hätten und auch weil sie nicht robust seien.

So richtig ausführlich beschreibt auch dieses Buch nicht, wie die Genetik der Goldfische funktioniert. Ich habe bei Amazon ein Buch gesehen, das von der Beschreibung her vielversprechend klingt, vielleicht würde dir das weiterhelfen. Ich lege es mir zu, sobald ich es mal gebraucht und preisgünstiger finde: Goldfish Varieties and Genetics: Handbook for Breeders, von Joseph Smartt.

http://www.amazon.de/Goldfish-Varieties-...50/ref=pd_ybh_2

Falls du gute Literatur zu dem Thema findest, wäre ich sehr interessiert.

Viele Grüße,
Susanne

Hier ist noch ein ganz interessanter Artikel zum Thema Goldfischzucht (wobei wieder die genetischen Vorraussetzungen nicht erklärt werden): http://www.bristol-aquarists.org.uk/gold...fo/breeding.pdf